Myler Bits

18010225_1454251857978367_4824993946734675695_n_

DALE MYLER Himself am DALE MYLER Seminar 2017 von Horsestore in der Reithalle Wohlen.

Myler Bits – Das Geheimnis liegt im System


„ Der Schlüssel zur richtigen Zäumung jeden Pferdes liegt im Mundstück, mit dem sich das Pferd in den Händen, die es führen, entspannen kann“ Zitat Dale Myler

  • Warum wählen wir welches Gebiss bzw. warum brauchen wir überhaupt ein Gebiss?


Die Antwort finden wir schon in der damaligen Heeresdienstverordnung (1912) in der heutigen Ausbildungsskala. Das übergeordnete Ziel der Ausbildungsskala und damit der Ausbildung, ist ein durchlässiges Pferd, also ein Pferd das in körperlicher und psychischer Hinsicht zu einem angenehmen, gehorsamen und vielfältigen Reitpferd ausgebildet wird. Ausbilden ist kein Abrichten oder Dressieren, sondern eine systematische Gymnastizierung. Ein Pferd ist durchlässig, wenn es die Hilfen des Reiters zwangslos und gehorsam annimmt. Basis der Skala ist die Zwanglosigkeit − die physische und psychische Entspannung,
die in jedem Stand der Ausbildung erhalten bleiben muss, um die volle Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit des Pferdes zu erhalten. Ein Verlust der Zwanglosigkeit hat meist auch einen Verlust des Taktes, immer den Verlust der Losgelassenheit zur Folge.
Einer der Punkte in der Ausbildungsskala ist die Anlehnung. Anlehnung als Folge der Losgelassenheit ist die weiche Verbindung zwischen Reiterhand und Pferdemaul.
Sie besteht, wenn das losgelassene Pferd die Anlehnung an das Gebiss sucht und somit
an die Hand des Reiters herantritt: „Das Pferd sucht die Anlehnung, der Reiter gestattet sie.“ Das gibt dem Reiter die Möglichkeit, Gangart, Tempo, Haltung, Bewegungsrichtung usw. zu bestimmen und zu regulieren.
Ein Pferd (egal welcher Rasse und welcher Reitweise) kann nur dann korrekt über den Rücken schwingen, wenn es über die Dehnungshaltung die Anlehnung an die Reiterhand sucht.
Und genau hier kommt das Gebiss ins Spiel. Nur ein Gebiss, welches dem Pferd angenehm im Maul liegt, wird als Hilfe anerkannt und bringt das Pferd dazu sich an die Reiterhand anzulehnen.

  • Wann ist ein Gebiss angenehm?

Jede Pferd-Reiter-Kombination stellt unterschiedliche Anforderungen an ein Gebiss.
Wenn wir uns einmal die Anatomie des Pferdemauls betrachten, werden wir feststellen,
dass für unser Gebiss welches wir verwenden sollten, ein ganz bestimmtes Platzangebot
in einer ganz bestimmten Form zur Verfügung steht. Studien haben ergeben, dass im Pferdemaul viel weniger Platz vorhanden ist, als bisher angenommen. Dies führt logischerweise zu der Schlussfolgerung, dass dicke Gebisse bereits Druck im Pferdemaul ausüben, auch wenn noch gar keine Anforderung ans Pferd gestellt wird.


  • Weshalb sollte also ein dünnes Gebiss „scharf“
    und ein dickes Gebiss „weich“ sein?


Viele Reiter glauben, dünne Gebisse seien scharf und je dicker ein Gebiss ist,
desto weicher sei es. FALSCH! Ich bin überzeugt, dass das Pferd der präzisen Hilfe eines dünnen Gebisses besser folgen kann, als der eines dicken Gebisses.
Denn ein zu dickes Gebiss übt einen Dauerdruck auf das Pferdemaul aus, dem das Pferd
- was ja dem Druck, zum Beispiel dem Schenkeldruck, weichen soll –
eben nicht weichen kann. Deshalb reagiert es mit Gegendruck,
das heißt es legt sich auf die Zügel. Dann begehen Reiter oft den Denkfehler,
ihr Gebiss sei zu weich, nur weil sie einige Kilo auf der Hand liegen haben
oder sich die Zügel bis über die Ohren ziehen können, ohne die gewünschte Reaktion beim Pferd zu erzielen. Das ist der Fall, wenn das Pferd dem Dauerdruck nach hinten ausweicht, also hinter dem Zügel läuft. Wäre Ihnen ein dünner Bleistift im Maul auch nicht lieber als ein dicker Besenstiel? Eigentlich ist also ein angeblich „scharfes“ Gebiss lediglich angenehmer und verständlicher für das Pferd, während ein vermeintlich „weiches“ Gebiss meist ungenau wirkt und nicht selten zu schmerzen oder Verspannungen im Maul führt. Es ist aber völlig unsinnig, ein Pferd mittels Dauerdruck korrigieren zu wollen. Nimmt man den Druck dagegen weg, sobald es die richtige Reaktion zeigt, wird durch diese belohnende Erleichterung eine Lernsteigerung beim Pferd erreicht.


  • Was genau macht das Myler-Gebiss dem Pferd so angenehm.

Die Mylergebisse sind gerade mal 11mm stark und so verarbeitet das keine unangenehmen Ecken und Kanten zu spüren sind. Die Myler-Gebisse sind vom Backenstück an nach vorne gewinkelt um die Zunge im hinteren Bereich frei zu lassen. Dadurch wird dem Pferd ermöglicht, die Zunge zum schlucken anzuheben. Wenn wir unsere Zunge mit dem Daumen komplett herunterdrücken, können wir auch nicht schlucken und müssen den sich ansammelnden Speichel ausspucken. Dass dies auch einem Pferd unangenehm ist,
welches von Natur aus entweder frisst und schluckt oder läuft, dürfte einleuchten.
Es soll aber mit dem Gebiss nicht nur laufen, sondern auch dabei auf kleinste Zügelhilfen reagieren. Ein weiterer Vorteil der anatomisch nach vorne gewinkelten Form ist,
dass man beim Annehmen des Gebisses nicht an die vorderen Backenzähne (den Prämolaren) stößt. Vor allem bei Pferden mit einer großen Maulspalte passiert dies mit herkömmlichen Gebissen häufig. Die hochwertig verarbeitete Manschette, welche als Gelenk der meisten Mylergebisse dient, verhindert, ja macht ein quetschen oder einklemmen der Zunge unmöglich. Durch diese Verbindung (Manschette) der beiden Mundstückhälften ist es möglich seitenunabhängig einzuwirken (5) und so gezielt und präzise mit dem Pferd zu kommunizieren. Die Mylergebisse werden in verschiedenen Material-Varianten angeboten, wobei die meisten Westerngebisse aus Süßstahl und die meisten Englischgebisse aus Edelstahl gefertigt werden. Beide Varianten mit Kupfereinlagen (2) zur besseren Speichelbildung. Die Mundstücke sind auch in reinem Süßstahl, Edelstahl und Cypprium erhältlich. Die Mylergebisse sind so vielfältig in Form und Wirkungsweise das sie jeder Anatomie des Pferdemauls und den persönlichen Anforderungen des Reiters gerecht werden können.

Zungenfreiheit/gebogenes Mundstück
erlaubt dem Pferd gerade im hinteren Bereich die Zunge frei anzuheben,
frei zu schlucken und ermutigt es, sich zu entspannen. Viele herkömmliche Gebisse liegen flach auf der Zunge und beschränken so das Schlucken, was wiederum zu Widerstand führen kann. Durch die gebogene Form des Mundstückes verteilt sich der Druck der Myler-Gebisse gleichmäßiger auf der Zunge als bei herkömmlichen Modellen.

Die Metalle im Mundstück
Kupfer, um die Speichelbildung anzuregen. Die Metalle der Mundstücke
variieren bei Western- und Englischen Gebissen: Western-Gebisse werden
meistens mit Süßstahl- und Kupfereinlagen, die meisten Englischen Gebisse mit Edelstahl- und Kupfereinlagen hergestellt. Die Mundstücke sind auch in reinem Süßstahl, Edelstahl und Cyprium erhältlich.

Die Wechselwirkung von Zwicken, Einschränkung und belohnender Erleichterung
lehrt dem Pferd, sich im Genick zu entspannen und in seiner “Komfort-Zone“ zu bleiben. Mit dem Annehmen der Zügel hängt sich das Mundstück nach innen in die Laden und schiebt sich abwärts in die Zunge. Geht das Pferd erst mal im Genick entspannt, lässt der Druck nach und das Pferd lernt, in der druckfreien Position zu verweilen.

Ösen
bieten mehr Einfluss (durch Hebelwirkung) bei sogenannten Aktions-Typ-Gebissen. Hier, ausgelöst durch angenommene Zügel, rollt das Mundstück vorwärts und abwärts auf Zunge und Zahnlücke. Dies veranlasst das Pferd, durch das Genick zu gehen. Die meisten traditionellen Ringgebisse erzeugen
ausschließlich einen rückwärtigen Druck auf Zunge und Zahnlücke, was ein Pferd dazu veranlassen kann entgegenzuwirken und sich zu widersetzen.
Die Befestigung des Gebisses am Zaum erfolgt, indem Zaum und Zügel von außen nach innen durch die Ösen befestigt werden (siehe Abbildung). Von der Seite sieht es wie ein herkömmliches Ringgebiss aus. Bei Knebeltrensen, die nur eine Öse haben, ist es wichtig, einen Verbindungsriemen zu verwenden, der eine stabile Position des Kopfstückes gewährleistet.

Die Unabhängige SeitenbeweglichkeitTM
ermöglicht es dem Reiter, eine Seite des Gebisses unabhängig von der anderen zu bewegen. Bei herkömmlichen Gebissen hat der Reiter nicht die
Möglichkeit, einseitigen Druck auszuüben, was wiederum zu Missverständnissen und Widerstand führen kann. Durch die Unabhängige Seitenbeweglichkeit kann der Reiter wählen, nur auf eine Seite einzuwirken, um z.B. eine fallende Schulter zu korrigieren oder als Hilfe bei Gleichgewicht. Biegungen und Versammlung.


. . . . einem Gaul schaut man ins Maul . . .
. . . richtet seinen Blick aber auch auf Kiefer und Genick

Der entscheidende Faktor für eine korrekte Ausstattung ist die genaue Kenntnis
des Mauls des Pferdes - also, schauen Sie mal hinein! Wie gesund sind die Zähne
Ihres Pferdes? Was offenbaren die Zahnlücken und der Gaumen?
Wie breit und dick ist die Zunge -
dieser empfindliche Muskel, auf dem das Gebiss durch ausgeübten
Wechsel von Druck und Erleichterung seine Hauptfunktion ausübt?
Obwohl weder das Kinn, noch der Nacken (zweiter Wirbel) Teile des Mauls sind,
erhalten beide Körperteile Druckdurch das Gebiss.
Auf das Kinn wirkt die Kinnkette ein;
das Genick erhält einen Abwärtsdruck durch den Zaum.

Welches Trainingsniveau hat das Pferd? Welche Fertigkeiten besitzt der Reiter?

Niveau 1:
Das Pferd hat gerade mit dem Training begonnen oder hatte bisher wenig Ausbildung.
Das Pferd lernt die Grundgangarten, Hilfen und Gehorsamkeit
Das Pferd hat begonnen, durch das Genick zu gehen

Niveau 2:
Das Zureiten ist abgeschlossen
Das Pferd geht entspannt durchs Genick; hält Position auch am längeren Zügel
Das Pferd beherrscht komplexere Übungen wie Schlangenlinien, Bögen,
Versammlungen, Schenkelweichen und Paraden

Niveau 3:
Das Pferd hat die Grundausbildung abgeschlossen und ist gewillt,
Kommandos anzunehmen und auszuführen
Das Pferd geht entspannt im Genick
Das Pferd beherrscht fortgeschrittene Übungen, reagiert gut auf das Kreuz,
die Beine und die Hände (Zügelführung) des Reiters

Die Fertigkeiten des Reiters:
Sind Sie Anfänger, Fortgeschrittener oder ein erfahrener Reifer?
Wie sind Ihre Hände, Ihre Zügelführung?
Wenn Sie Grundübungen aufbauen wollen und/oder unruhige Hände haben,
nehmen Sie Abstand von Gebissen, die schnelle Signale an das Pferd senden,
z.B. Gebisse mit langen und/oder geraden Schenkeln.

 

. . .wählen Sie die Stufe, die Ihren reiterischen Fähigkeiten entspricht

Obwohl sich einige Kriterien überschneiden, führen die oben erwähnten Trainingsniveaus zur 3- Stufeneinteilung der Myler-Gebisse, welche sowohl für das Western- als auch für das englische Reiten geeignet sind.
(Wenn Sie an Wettbewerben teilnehmen sollten Sie vorab mit der Turnierleitung klaren welche Gebisse für Ihre Disziplin erlaubt sind)

Stufe 1 -
charakteristisch gebogenes Mundstück, mit dem das Pferd die
Möglichkeit hat, zu schlucken • erzeugen einen leichten Druck - aber hauptsächlich auf der Zunge (Myler- Gebisse verteilen den Druck auf der Zunge gleichmäßiger als die Modelle der Konkurrenz) • das Hauptmerkmal ist die Wechselwirkung von Zwicken, Einschränkung und Erleichterung • können bei Bedarf auch Druck auf Zunge, Genick und/oder Gaumen ausüben.

Stufe 2 - 
charakteristisch gebogenes Mundstück mit Zungenfreiheit
• üben mehr Druck auf die Laden als auf die Zunge aus; das Mundstück rollt auf die
Laden und hängt sich manchmal in ihnen ein • können mit Ösen versehen werden und
Druck auf Kinn, Gaumen und Genick ausüben • werden auch mit der Unabhängigen
Seitenbeweglichkeit (TM) angeboten.

Stufe 3 -
charakteristisch gebogenes Mundstück mit großer Zungenfreiheit
• benutzen meistens abwärts rollenden Druck auf die Zahnlücken
• sprechen verschiedene Druckpunkte an, um das Pferd so weich wie möglich zu
leiten; können auch Druck auf Zunge, Kinn, Genick und/oder Gaumen ausüben
• können mit Ösen und/oder der Unabhängigen Seitenbeweglichkeit TM versehen werden.

 

Überwinden Sie den Widerstand des Pferdes,
indem Sie “weicher werden“ mit dem korrekten Gebiss

Leistet Ihr Pferd Widerstand gegen das derzeitige Gebiss? Wenn ja dann geht Ihr Pferd nicht entspannt im Zaum Das kann zu Missverständnissen führen. Lernen Sie daher, die Zeichen des Widerstandes zu erkennen:

• Hinter dem Zügel • Fallende Schulter • Umkehrung / über dem Gebiss • Nervöses Maul • Pferd hält nicht an / geht durch’s Gebiss

Geben Sie dem Widerstand Ihres Pferdes nach, indem Sie ein Gebiss mit weniger Druckpunkten verwenden.

Es folgen nun einige Lösungsvorschläge bei Verweigerungen:

• Läuft das Pferd hinter dem Zügel, probieren Sie ein Gebiss mit weniger Zungendruck und möglicherweise mit der Unabhängigen Seitenbeweglichkeit TM aus
• Läuft das Pferd über dem Gebiss, probieren Sie ein Gebiss mit Zungendruck und Zungenfreiheit
• Bleibt das Pferd nicht stehen probieren Sie ein Schenkel oder Kombinationsgebiss mit Hebelwirkung und einem Mundstuck das wenig Druck auf Zunge, Laden und Gaumen ausübt
• Bei fallender Schulter wählen Sie ein Gebiss mit der Unabhängigen Seitenbeweglichkeit TM
• Bei nervösem Maul wählen Sie am besten ein Gebiss mit weniger Druckpunkten, vor allem mit wenig Zungendruck.

!